(dgk, September 2013) 5.000 Menschen sterben jährlich an einem Herzstillstand, weil Anwesende nicht helfen – das soll sich jetzt ändern. Mit der „Woche der Wiederbelebung“ vom 16.9. bis 22.9.2013 wollen die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) in Kooperation mit dem German Resuscitation Council (GRC) das Selbstvertrauen der Bürger in ihre eigenen Fähigkeiten als Ersthelfer stärken – und damit Leben retten.

Deutschland braucht mehr Ersthelfer, denn die aktuelle Bilanz ist alarmierend und beschämend: Nur 15 Prozent der Bundesbürger helfen im Ernstfall. Dass es auch anders geht, zeigen unsere Nachbarn in den Niederlanden und Skandinavien: Dort liegt die Rate bei über 60 Prozent. Wenn eine Reanimation begonnen wird, kann laut Deutschem Reanimationsregister in 50 Prozent der Fälle der Kreislauf wieder hergestellt werden.

Herzstillstand - jetzt zählt jede Sekunde

Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen. In 70 Prozent der Fälle geschieht der Kollaps zu Hause. Anwesend – und damit potentielle Helfer – sind oft Angehörige oder Freunde. Mit bis zu 100.000 Fällen pro Jahr ist der plötzliche Herztod eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Obwohl jeder helfen könnte, tun es die wenigsten. Dabei ist es gerade bei einem Herzstillstand unerlässlich, schnell zu handeln: Bereits drei Minuten nach einem Herzstillstand wird das Gehirn nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt – es treten unwiderrufliche Schäden auf. Mit einer einfachen Herzdruckmassage kann der Restsauerstoff im Blut zirkulieren und so bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die Überlebenswahrscheinlichkeit entscheidend erhöhen.

Leben retten ist einfach - jeder kann es!

Der Grund für die Tatenlosigkeit ist Unwissenheit und die Angst, etwas falsch zu machen. Viele Menschen sind im Ernstfall überfordert, weil sie zuerst an die stabile Seitenlage oder den Wechsel zwischen Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung denken. Dabei kann Wiederbelebung so einfach sein: „Prüfen, Rufen, Drücken sind drei leicht zu merkende Schritte bei einem Herzstillstand: Reaktion und Atmung checken, Notruf 112 wählen und die Herzdruckmassage sofort beginnen. So kann die Überlebenschance verdoppelt bis verdreifacht werden“, ermutigt Prof. Dr. Dr. Hugo Van Aken, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

 

Die 5 häufigsten Fragen: Helfen statt Hoffen!



? Ist eine Mund-zu-Mund-Beatmung notwendig?

Nein, das ist nicht die entscheidende Maßnahme bei Menschen mit plötzlichem Herzstillstand! Lebensrettend ist die Herzdruckmassage. Wenn Sie in Mund-zu-Mund-Beatmung ausgebildet sind, dann tun Sie es - zur Erinnerung: 30mal drücken und danach zweimal beatmen. Wenn nicht, konzentrieren Sie sich auf die Herzdruckmassage. Damit ist schon viel gewonnen!



? Ist bei einem Herzstillstand die stabile Seitenlage wichtig?

Nein, denn der Betroffene kann auf diese Weise weder beatmet werden, noch kann der Ersthelfer ihn wiederbeleben. Der Ersthelfer sollte bei einem Herzstillstand gleich mit der Herzdruckmassage beginnen.

? Kann ich Schaden anrichten, wenn ich etwas falsch mache?

Die alte Begründung ‚Ich habe den Menschen nicht angefasst, weil ich nichts falsch machen wollte…’ ist überholt, denn man kann eigentlich nichts falsch machen! Bei einem Herzstillstand ist es immer richtig, zumindest die Herzdruckmassage durchzuführen.



? Kann ich rechtlich belangt werden, wenn ich etwas falsch mache?

Diese Befürchtung ist grundlos! Der Gesetzgeber schützt den Ersthelfer: Auch wenn durch Erste-Hilfe-Leistungen gesundheitliche Beeinträchtigungen, beispielsweise bei einer Herz-Druck-Massage ein Rippenbruch, entstehen, drohen Ersthelfern keine rechtlichen Konsequenzen.

 

? Wo und wie schnell muss ich bei der Herzdruckmassage drücken?

Drücken Sie fest in der Mitte des Brustkorbs mindestens 100 Mal pro Minute, das entspricht einem Disco-Beat. Denken Sie also an einen Song, wie z. B. „Stayin` Alive“ von den BeeGees oder „Rock Your Body“ von Justin Timberlake. Sie haben den Rhythmus einer Herzdruckmassage. Wechseln Sie sich mit anderen Ersthelfern ab.

 

Plakate und Schulungsmaterial sowie konkrete Anweisungen zur Reanimation gibt es kostenfrei als Download unter www.einlebenretten.de.

Quellen:  
Pressemitteilung der Aktion „Ein Leben retten – 100 Pro   Reanimation“ vom 19.6.2013
Erste-Hilfe-Umfrage von DRK und ADAC, Pressekonferenz in Berlin am 19.03.2013 mit Prof. Dr. med. Peter Sefrin, Universität Würzburg, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes
Reanimation: Aus Laien kundige Ersthelfer machen; Deutsches Ärzteblatt online vom 16.9.2013